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Google eröffnet am späten Nachmittag des 6. Oktober 2023 in Hanau sein erstes eigenes Cloud-Rechenzentrum in Deutschland. Mit der Anlage auf einem Gelände, das einst die Hanauer Atomindustrie nutzte, baut der Internet-Riese seine Präsenz hierzulande deutlich aus. Das Projekt in Hanau ist Bestandteil eines gut 1 Milliarde Euro umfassenden Investitionsprogramms des Google-Konzerns Alphabet. Zu dem gehört auch eine neue Cloud-Infrastruktur im Raum Berlin-Brandenburg. Ein Vertrag mit dem Energieversorger Engie gewährleistet, dass der Betrieb der Anlagen in weiten Bereichen klimaneutral ist.
Im Hanauer Rechenzentrum speichert Google nicht etwa Daten von privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern. Stattdessen stellt das Unternehmen hier Speicher- und Cloud-Dienste für gewerbliche Kunden von Google Cloud bereit. Referenzkunden sind die Commerzbank, der Automobilzulieferer Fehrer und die Lufthansa Group. Die Anlage solle helfen, die wachsende Nachfrage nach Cloud-Diensten in Deutschland zu bedienen, teilte das Unternehmen mit.
Wichtiger Internet-Knoten ganz in der Nähe
Das Rhein-Main-Gebiet ist ein bundesweiter Schwerpunkt für große Rechenzentren. Grund ist vor allem der Internet-Knoten DE-Cix in Frankfurt am Main, einer der größten weltweit. Er ist nur rund 20 Kilometer vom neuen Google-Rechenzentrum entfernt. Hier treffen viele nationale und internationale Datenströme aufeinander, was Frankfurt zu einem zentralen Umschlagplatz für Datenverkehr in Europa macht. Der Anschluss an den benachbarten Internet-Knoten gewährleistet, dass man neben hohen Bandbreiten auch extrem kurze Laufzeiten für die Daten erreicht. Experten sprechen hier von einer niedrigen Latenz.
Für Google war es aber nicht nur wichtig, dass der Anschluss des Rechenzentrums an das Internet exzellent ist. Der Konzern hat offiziell das Ziel ausgegeben, auch bei seinen Cloud-Diensten die Auswirkungen auf Klima und Umwelt nachhaltig zu minimieren. So benötigt Google dafür Strom, der möglichst aus erneuerbaren Quellen stammt, um den CO2-Abdruck zu minimieren. Nach Angaben des Unternehmens entspringen bereits jetzt 80 Prozent der verbrauchten Energie im Jahresdurchschnitt aus CO2-freien Quellen.
Google will Abwärme sinnvoll nutzen
Das zweite große Umweltthema beim Betrieb von Rechenzentren ist das Thema Wärme. Ein großer Teil des Stroms für den Betrieb der Computer, Netzwerkschalter und Datenspeicher wandelt sich letztlich in Abwärme um, die Google unter anderem mit riesigen Ventilatoren abführt. Die Kühlsysteme in Hanau arbeiten aber auch mit Wasser – und dieses will der Konzern möglichst verantwortungsvoll gewinnen. Damit die Abwärme nicht einfach in der Umwelt verpufft, prüfen Google und die Unternehmen EnBW, Evonik Industries sowie Umicore zudem die Möglichkeiten, sie für die Versorgung angrenzender Gebäude im Industriepark Wolfgang und damit zur Energieeinsparung nutzbar zu machen.
Google arbeitet seit Jahren daran, sich aus der Abhängigkeit vom Werbegeschäft im Internet zu befreien und neue Erlösquellen zu finden. Daher beschloss das US-Unternehmen 2021 große Investitionen in den Standort Deutschland, um diesen lukrativen Cloud-Markt nicht den Marktführern Amazon AWS und Microsoft oder deutschen Anbietern wie Ionos aus dem United-Internet-Konzern zu überlassen. Bis 2030 sollen sich die Investitionen in Deutschland auf gut 1 Milliarde Euro summieren. Der Eröffnung sollen unter anderem Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) und der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) beiwohnen. (Mit Material der dpa.)